Brötchen backen wie im Mittelalter

Ferienspieltag des Partnerschaftsverein Einhausen im Freilichtlabor Lauresham, Lorsch

Auch in diesem Jahr hatte Barbara Schumacher, die Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Einhausen, wieder einen Ferienspieltag im Lorscher Freilichtmuseum Lauresham organisiert. Acht Mädchen und sechs Buben im Alter zwischen 7 und 12 Jahren sollten eigentlich mit dem Fahrrad von Einhausen nach Lorsch radeln. Wegen des Regens musste aber kurzfristig auf das Auto umgestiegen werden. Das war kein Problem, da neben der Vorsitzenden noch drei weitere Personen zur Betreuung dabei waren und sie ein Fahrzeug hatten. Der Tag stand unter dem Motto „Brötchen backen wie im Mittelalter“.

Das notwendige Ambiente bot das mittelalterliche Freilichtlabor mit seinen reetgedeckten Holzhäusern, die verschiedenen Funktionen nachgebaut worden waren. Den meisten Kindern war Lauresham noch kein Begriff. Einen kurzen Einblick vermittelte ihnen die Pädagogin Berenike Neumeister gleich zum Beginn. Mit Schirm, Regenjacke und Rucksack, vorbei an neugierig herumstreunenden Hühnern, marschierte die Gruppe hinter einem grün abgedeckten Handwagen her zunächst zum kleinen Backhaus. Zu dem bereits brennenden Feuer musste die Pädagogin noch Holz in den Ofen nachlegen, um eine hohe Temperatur zu erreichen. Das Backhaus ist so klein, dass die Kinder nicht hineinpassten. Lediglich von einem Seitenfenster aus konnten sie einen Blick ins Innere werfen. Bevor dann alle weiter zogen zum „Haus der Hörigen“, mahnte sie die Kinder,  daran zu denken immer wieder Holz nachzulegen. Im „Haus der Hörigen“ erfuhren alle interessiert lauschenden Kids, dass es vor 100 Jahren das Haus der Leibeigenen gewesen sei, die mit etwa zwanzig Personen ständig in diesem Haus eng beieinander wohnten und auf den harten, mit Kuh- und Schaffellen bezogenen Liegen übernachten mussten. Das Haus sei nach Plänen von Archäologen aus Holz nachgebaut worden. Das erkannten die Kinder unter anderem an den vielen grob behauenen Balken, die das Haus stützten. Das echte Freilichtlabor Lauresham könnte in der Nähe der Lorscher Tabakscheune gestanden haben, wusste die Betreuerin. Die rustikalen Holztische und Bänke und das wenige Licht, das durch ein kleines Fenster ohne Glas fiel, vermittelten einen gewissen schummrigen Eindruck. Die Kinder durften aus dem Handwagen all die Dinge ausladen, die zur Herstellung von Brötchenteig benötigt wurden. Dazu gehörten Holzschüsseln und Holzmulden, Holzteller, hölzerne kleine und große Löffel, Mehl, Hefe, kleine Gläser mit Honig, hölzerne Mörser und Stößel und einiges andere. Die Kinder hatten kleine Tonkrüge mit Wasser mitgebracht. Einer sollte zum Händewaschen dienen. Damit müsse sparsam umgegangen werden, da nur ein Krug vorhanden sei. Die Kinder sollten sich das so vorstellen wie Kinder in Afrika, die mit Kanistern Wasser holen müssten. Ein Junge hatte ein kleines Butterfass mitgebracht. In dem wurde von Elias (9) und Neo (12) Sahne zu Butter gestampft, eine Tätigkeit, bei der sich die beiden Buben abwechselten. Zwei weitere Buben mühten sich, das grobkörnige Salz zu Salz zu mörsern. „Heute bekommt man Salz fertig im Supermarkt“, meinte ein Teilnehmer. Zu Mehl, Hefe und Wasser, das Gabriel (7) vorsichtig hineingoss, dann ließ ein Mädchen noch einen großen Tropfen Honig hineinfließen. An einem großen Tisch sortierten Mädchen, zum Thema „Aschenbrödel“, aus vier verschiedenen Getreidearten die einzelnen Sorten aus. „Da brauche ich Kinder mit guten Augen“, lockte Berenike Neumeister. Es war viel los in der Behausung. Da wurde der Teig geknetet und zu Brötchen gerollt, gebacken wurde er im Backhaus, aus dem Kräutergarten wurden verschiedene Kräuter geholt zur Dekoration der Brötchen. Es wurde viel erklärt, es gab Fragen und Antworten und bei einigen Fragen lächelten die erwachsenen Begleiter Karin Ehrt, Peter Ehrt, Bernhard Glanzner und Barbara Schumacher. Gelächelt wurde auch, als auf die Frage, ob jemand Allergien habe, ein Junge rief: „Ich darf kein Gras essen“. Die Teilnehmer verspeisten ihre Brötchen mit Appetit und tranken dazu Obstsaft. Die zwei Stunden im Freilichtlabor hatten den Kindern nicht nur Spaß gemacht, sie hatten auch etwas über das Leben im Mittelalter erfahren und kaum gemerkt, dass die Zeit wie im Fluge vorüber gegangen war. ml